Ergotherapie für Kinder


KreisErgo30Ergotherapie für Kinder

Kinder, die Ergotherapie bekommen, haben häufig Schwierigkeiten, die in einer Wahrnehmungsstörung begründet sind. Probleme dieser Kinder zeigen sich meist in verschiedenen Lebensbereichen, wie z.B. der Situation in der Familie, dem Status im Kindergarten und in der Schule oder dem Freizeitverhalten. Sie können sich sowohl sichtbar in Form von Leistungsproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten äußern, als auch versteckt in Form von Rückzugstendenzen oder Motivationslosigkeit.


Konkrete Schwierigkeiten sind z.B.

  • Bewegungsunlust oder Bewegungsunruhe
  • Klassenkasper oder Außenseiter
  • waghalsiges Verhalten, Unsicherheit im Straßenverkehr
  • Koordinationsstörungen („Tollpatschigkeit” )
  • vermindertes oder erhöhtes Schmerzempfinden
  • Gleichgewichtsprobleme
  • Probleme in der Grob- und Feinmotorik
  • Schulprobleme (Konzentrationsprobleme, Lese-/Rechtschreibschwäche,
  • Rechenschwäche, schlechte Stifthaltung)
  • Psychische Probleme (geringes Selbstwertgefühl)
  • Schlafstörungen
  • Einnässen
  • Stereotypien
  • Entwicklungsverzögerungen

Ergotherapie kann Kindern helfen eine größtmögliche Handlungsfähigkeit und damit Selbständigkeit im Alltag und im weiteren Umfeld zu erlangen sowie eine verbesserte Entwicklung der Motorik, Koordination, Wahrnehmung und Kommunikation.


Das wird durch spielerische Angebote gefördert:

  • Verbesserung der Motorik (Grob- und Feinmotorik, Koordination)
  • Verbesserung der Sensorischen Integration (Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen)
  • Verbesserung des Verhaltens (psychosoziale Stabilität, Spiel- und Intelligenzentwicklung)
  • Verbesserung der Selbstständigkeit (Mund- und Esstherapie, Alltagsbewältigung)


Ergotherapeutisch behandelt werden Kinder mit z.B.:

neurologischen, orthopädischen und/oder psychiatrischen Erkrankungen wie z.B.:

  • Allgemeinen Entwicklungsverzögerungen
  • Problemen der Fein- und Grafomotorik
  • Störungen der Grobmotorik
  • Wahrnehmungsstörungen (sensorische Integrationsstörung)
  • Lernschwächen (Lesen, Schreiben, Rechnen)
  • Auffälligkeiten im Sozialverhalten / Interaktion / Kommunikation
  • Körperlichen und geistige Behinderungen


Therapieansätze sind u.a.:

  • Psychomotorik
  • Fein- und Grobmotoriktraining (nach Pauli / Kisch)
  • Sensorische Integrationstherapie
  • Gruppentraining (Attentioner & Lauth-Schlottke / Soziale Kompetenzen)
  • Elternberatung
  • Umfeldberatung (KITA / Schule)


Die Behandlung

Die Therapie beginnt mit der Befunderhebung. Das Kind wird im freien Spiel und bei konkreten Aufgaben beobachtet, um eine Einschätzung über seine Entwicklung (Fähigkeiten, Schwierigkeiten) zu bekommen. Eine genauere Überprüfung des Kindes findet mittels gezielten Aufgaben und standardisierten Tests (Motoriktest, Test zur visuellen Wahrnehmung, usw.) statt. Eine Gespräch mit den Eltern ermöglicht es genau einzugrenzen, in welchen Bereichen das Kind Schwierigkeiten hat. Bereiche, in denen das Kind von der Norm-entwicklung abweicht, können Hinweise auf mögliche oder zu erwartende Schwierigkeiten geben (z.B. in der Schule).
Abweichungen können später in ihrer Summe nicht mehr kompensiert werden. Daher ist eine frühe Diagnostik und Therapie sinnvoll und notwendig.
Verarbeitungsstörungen in der sensorischen Integration können bereits bei Säuglingen und Kleinkindern festgestellt werden.
Im Laufe der Behandlung ist eine Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen (Ärzte, Pädagogen, usw.) häufig sinnvoll. So können Absprachen und Strategien aus der Ergotherapie z.B. im Schulalltag Einsatz finden, um dem Kind die dortige Situation zu erleichtern.


Behandlungskonzepte

Die Ergotherapie nutzt in ihrer Praxis Erkenntnisse aus der Neurophysiologie, der Entwicklungspsychologie, der Pädagogik sowie das Wissen um die „normale“ sensomotorische Entwicklung von Kindern und deren Abweichungen.
(aus Ergo & Reha, 9/96)

In der Ergotherapie wird vorrangig nicht symptomatisch, sondern ganzheitlich gearbeitet. So ist es beispielsweise bei Kindern mit Problemen bei der Stifthaltung oder beim Schreiben oft nötig, zu Beginn der Therapie die Koordinationsfähigkeit und Kraftdosierung im Bereich der Grobmotorik zu fördern, um im Bereich der Feinmotorik perspektivisch Fortschritte zu erzielen.

Je nach Schwierigkeiten des Kindes kommen unterschiedliche Therapiekonzepte zum Einsatz.
Als Grundlage für die funktionelle Behandlung – z.B. bei Kleinkindern mit starken Entwicklungsverzögerungen – dient der Bobath-Ansatz. Basis für die sensomotorisch-perzeptive Behandlung – z.B. bei Kindern mit Wahrnehmungsstörungen – ist die Sensorische Integrationsbehandlung, die auf Jean Ayres zurückgeht. Hier liegen die Therapieschwerpunkte in den Bereichen Motorik und Wahrnehmung. Eine psychisch-funktionelle Behandlung – z.B. bei Kindern mit ADS – beinhaltet oft verhaltenstherapeutische Ansätze. Die Förderung liegt dabei mehr im sozial-emotionalen Bereich.


Die sensorische Integrationstherapie

„Sensorische Integration ist ein Vorgang, durch den das Gehirn Auskünfte von den Sinnen aufnimmt, erkennt, deutet und eingliedert, um daraufhin mit einer anpassenden Handlung zu reagieren.“
(Ayres, Price, 1985 – Artikel von Brigitte Rüller)

Sensorische Integration ist die Fähigkeit, aufgenommene Informationen (Berührung, Bewegung, Körperstellungen, Sehen, Hören, usw.) sinnvoll im Gehirn verbinden und verarbeiten zu können. Einzelinformationen müssen im Gehirn verknüpft werden, damit sinnvolles Handeln stattfinden kann. Besondere Bedeutung kommt in der SI-Therapie den sogenannten Basissinnen zu: dem Tastempfinden (Taktiles System), dem Gleichgewichtssinn (Vestibuläres System) und dem Sinn für tiefensensible Wahrnehmung (Propriozeptives System).